Man kennt die Geschichte von schlechten Bränden, die blind machen und Menschen die versehentlich den Vorlauf trinken. In folgendem Texte will ich Sie nach bestem Wissen informieren, warum Methanol blind macht, woher es kommt und wie eine Methanolvergiftung behandelt wird.
Was unterscheidet Methanol von Ethanol?
Methanol(CH-OH) ist chemisch betrachtet fast genau wie Ethanol (CH3-CH2-OH), nur etwas kleiner. Dem Körper macht das erst mal aber fast nichts aus und Methanol wird fast genauso abgebaut wie Ethanol. Aber nur fast und hier liegt der Knackpunkt.
Das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) wandelt im Körper alle Alkohole in Aldehyde und Ketone um. Man hat also schließlich Acetaldehyd (aus dem Ethanol) und Formaldehyd (aus dem Methanol). Formaldehyd ist wiederum einigen Leuten ein Begriff: In Formaldehyd werden Käfer und Leichenteile eingelegt, da diese darin nicht mehr biologisch abgebaut werden, bzw. konserviert sind. Formaldehyd ist sehr giftig, greift Organe und vor allem die Sehzellen an. Acetaldehyd ist neben den größeren Alkohol-molekülen (Fuselölen) verantwortlich für die typischen Kater-Kopfschmerzen und schädigt auf Dauer die Leber. Kleine Mengen können aber durchaus verkraftet werden, denn:
Es gibt im Körper Aldehyd-Dehydrogenasen (ALDH), die alle Aldehyde in Säure umwandeln. Aus Formaldehyd wird die Ameisensäure und aus Acetaldehyd die Essigsäure. Beides klingt wieder nicht sehr gesund, aber Essigsäure kann über den Zitronensäurezyklus abgebaut werden. Ameisensäure wird über einen andren Stoffwechselpfad langsamer abgebaut und kann deshalb zu Übersäuerung führen.
Alle beschriebenen Umwandlungen benötigen eine gewisse Zeit, denn die Leistungsfähigkeit des Körpers ist begrenzt. Führt man dem Körper zu viele Stoffe auf einmal zu, reichern sich die Giftstoffe an und werden langsam mit der Zeit abgebaut – im Blut befindet sich dann ein messbarer Methanol- und Ethanolspiegel, sowie schädliche Zwischenprodukte.
Was tun bei Methanolvergiftung?
Die Symptome einer Methanolvergiftung sind, ähnlich dem Kater, verzögerte Kopfschmerzen und Übelkeit. Eine akute Methanolvergiftung kann tödlich sein und eine schleichende den Sehnerv schädigen. In jedem Fall ist damit nicht zu spaßen und man sollte einen Arzt aufsuchen. Dieser wird dafür sorgen, dass man am Leben bleibt und kontrolliert ein Gegenmittel zuführen.
Das beste Gegenmittel ist Ethanol: ADH hat eine höhere Affinität zu Ethanol als zu Methanol. Wenn das verfügbare ADH durch Ethanol blockiert ist, wird kein Formaldehyd gebildet und das Methanol bleibt so im Körper, bis es über andere Wege abgebaut und ausgeschieden wird. Dieser Trick wird zur Therapie angewandt. Man will verhindern, dass Formaldehyd gebildet wird. Zur Therapie von Methanolvergiftung wird deshalb im Blut ein Ethanolspiegel von 0,5-1 Promille gehalten. Das Methanol wird dann ganz langsam abgebaut und am Ende hat man vermutlich die schlimmsten Kopfschmerze, die man sich vorstellen kann.
Ein guter Schnaps ist jedenfalls „die beste Hausmedizin“ bei einer Methanolvergiftung. (Fragen Sie dazu aber lieber Ihren Arzt oder Apotheker!)
Woher kommt das Methanol und wie kann man sich schützen?
Jetzt kann man sich noch fragen, woher das Methanol überhaupt kommt, denn aus Zucker entsteht ja durch die Hefe bekanntlich der trinkbare Alkohol. Der Name Holzgeist deutet bereits darauf hin: Wenn man quasi Holz und Holzartiges destilliert ( oder pyrolysiert) bekommt man unter anderem Methanol. Aus Holzartigem, also Ästen, Pflanzenschalen und so weiter entsteht also Methanol. Genauer gesagt wird durch die Pektinesterase aus dem Pektin Methanol abgespalten. Das Pektin im Obst wird gerne als natürliches Geliermittel genutzt -zum Beispiel beim Marmeladekochen. Bei minderwertigeren und schlecht gefilterten Bränden ist es für die Schlierenbildung und Trübungen verantwortlich.
Wenn man dieses Gestrüpp vor dem Brandt entfernt, sind bereits in der Maische weniger Methanol und Fuselstoffe enthalten. Brennt man allerdings aus zum Beispiel Weintrester Schnaps (Grappa), so wird der Methanolgehalt eher hoch sein. Dann muss man den Vorlauf gut abtrennen, denn Vorlauf enthält viel Methanol. Die Früchte unterscheiden sich im Pektingehalt und abhängig von der Pektinmenge entsteht unterschiedlich viel Methanol. Bei handelsüblichen Destillaten und fachgerechter Destillation stellt der Methanolgehalt in der Regel keine Gefahr dar. Schwere Vergiftungen treten nur bei bewusster Manipulation auf, oder durch das Trinken von Vorlauf-Tinkturen und Lösungsmitteln.
Aber Achtung: Man sollte jeglichen hochprozentiger Alkohol stets nur in Maßen genießen, denn die Menge macht das Gift.
Wir garantieren Ihnen jedenfalls höchste Sorgfalt und Qualität, so dass Sie bei dem Genuss unserer Schnäpse keine Gefahr laufen blind zu werden.
Max Roßmann