In der Reihe – was geschieht eigentlich beim Schnapsbrennen nun etwas mehr über den Vorlauf:
Die Abtrennung von Methanol geschieht bei Doppeltdestillation im Feinbrand in den oberen Kolonnenböden. Methanol ist flüchtiger als Ethanol und verdampft deshalb etwas schneller. Eine Abtrennung von Ethanol ist möglich. Man kann dazu zwar das Siedediagramm Ethanol-Methanol ansehen, aber gewöhnlich wird hier nach Erfahrungen gehandelt. Methanol entsteht hauptsächlich bei der Pektinaufspaltung in der Maische. Wenn viele Äste und Blätter eingemaischt werden, ist der spätere Methanolgehalt höher. Methanol wird aus diesem Grund auch Holzgeist genannt.
Ein weiterer abzutrennender Stoff ist Ethylacetat. Ethylacetat ist nur bis zu einem Verhältnis 2 zu 98 mit Wasser mischbar, bei höheren Konzentrationen bilden sich zwei Phasen wie bei einem Öl-Wasser-Gemisch, bzw. sichtbare Schlieren und Trübungen. Das Ethylacetat verdampft dann ab etwa 72°C Maischetemperatur auf 2%, bei einer Maischetemperatur von 75°C auf 1% und bei einer Maischetemperatur von 85°C auf 0,5%. Da die eigentliche Ethanol-Wassertrennung erst bei etwa 83°C beginnt, kann Ethylacetat im Vorlauf zum größten Teil abgetrennt werden. Der Vorlauf wird im Feinbrand, bzw. den oberen Glockenböden getrennt. Aus dem Siedediagramm Ethanol-Ethylacetat lassen sich keine praktisch nutzbaren Werte ablesen. Man sieht, dass mit mehr Glockenböden die Ethylacetat und Methanol Konzentration im Vorlauf steigt. Praktisch müssten für die Vorlauftrennung so feine Temperaturen eingehalten werden, dass es keinen Sinn macht sich damit weiter theoretisch zu beschäftigen. Hier zeigen sich schnell die Grenzen der Wissenschaft – praktisch ist es weiterhin eine Kunst und benötigt Erfahrung. Wichtig sind langsames Erhitzen und mehrere Geruchsproben: Ist der Klebergeruch nicht mehr wahrnehmbar, ist der Vorlauf beendet. Diesen Schritt erklären wir auch bei unsrem Besuch des Bayerischen Rundfunks.